Ein Messmikrofon wird im Publikumsraum positioniert, am besten irgendwo in der Nähe der Rückwand, in jedem Falle aber weit von den Boxen entfernt, um auch wirklich die Eigenheiten des Raumes zu messen und nicht die der Boxen. Das Signal des Mikros wird über das Mischpult auf die Anlage gegeben und bis kurz vor die Rückkoppelgrenze hochgezogen (Vorsicht!). Es ist hilfreich, den Raum gleichzeitig leise mit einem Rauschsignal anzuregen (über CD, Laptop, Handy oder Rauschgenerator im Pult). Am parametrischen Equalizer regel ich bei einem Band die Verstärkung einige dB hoch, gleichzeitig wähle ich ich eine möglichst kleine Filtergüte, also ein schmales Frequenzband. Und dann erhöhe ich über den zugehörigen Frequenzregler langsam die Filterfrequenz von möglichst tief bis max. 500Hz. Bei manchen Filterfrequenzen wird es jetzt eine Rückkopplung geben. Wichtig ist, dass diese Rückkopplung im Zaum gehalten wird, damit sie nicht die Boxen oder anwesende Gehöre gefährdet. Dabei kann ein Kompressor helfen. Ansonsten: Finger an den Regler! Habe ich die Frequenz genau gefunden, kann ich sie dämpfen, indem ich die Verstärkung des Filterbandes auf einen negativen Wert stelle (-6 bis -10dB). Die Rückkopplung wird verschwinden, und mit einem weiteren Band am EQ kann ich mich auf die Suche nach der nächsten Frequenz machen. Mehr als drei oder vier Frequenzen muss ich gar nicht finden, da diese die störendsten sein werden und die weiteren nicht mehr ins Gewicht fallen.
Benötigt man besonders viel Rückkoppelfestigkeit (Headroom), weil man sehr leise Schallquellen verstärken muss oder z.b. einen Chor mischt (große Abstände zwischen Klangquelle und Mikrofonen), dann kann man ein ähnliches Verfahren anwenden, um die schlimmsten Rückkopplungen im Vorfeld auszumerzen. Statt Messmikrofon verwendet man hierbei die auf der Bühne verwendeten Mikrofone (die Instrumenten- oder Chor-Mikros). Ganz wie oben beschrieben werden Rückkopplungen über jedes Mikro einzeln provoziert und so die problematischsten Rückkoppelfrequenzen gefunden und gedämpft. Diese werden nicht nur im Tieftonbereich liegen, sondern auch höher. Das Dämpfen geschieht über die Klangregelung des jeweiligen Kanals (nur bei Digitalpulten und nur bei ein oder zwei Frequenzen), oder über die EQs einer Subgruppe, über die diese Kanäle laufen (bei Analogpulten einen EQ in diese Gruppe einschleifen).
Besonders auf lauten Bühnen ist es hilfreich, auch die Monitorwege einzupfeifen. Man wiederholt das Verfahren einfach über die Monitor-Lautsprecher (einzeln), anstatt über die PA. Für jeden Monitorweg benötigt man dabei einen separaten Equalizer, was zumindest in aktuellen Digi-Pulten heute kein Problem mehr ist.
Sind die schlimmsten Raumresonanzen gezähmt, brauche ich als Nächstes Laptop oder Handy, denn jetzt brauche ich Musik – und zwar Musik, die mir vertraut ist. Bei mir altem Sack sind es meist Stücke von Toto (Rosanna), den Dire Straits (Brothers in Arms), Joe Jackson oder Santana. Gemeinsam haben diese Stücke eine sehr gute Aufnahmequalität und hohen Detailreichtum. Außerdem kenne ich all diese Stücke in- und auswendig und weiß genau, wie sie klingen sollen und können. Mit der Klangregelung in den Ausgangskanälen stelle ich nun mit relativ schwachen und breitbandigen Eingriffen den Klang so ein, wie ich es als angenehm empfinde. Für meine Ohren ist es meist angenehm, den Bereich um 1000Hz ein wenig zu bedämpfen. Übertreibe ich das, dann klingt die Musik aber ziemlich schnell ziemlich tot.
Luka am 08.05.2022 um 13:46 Uhr | Sehr cool, dass du deine Erfahrungen hier mit uns teilst. Ich bin auf dieses Thema gestoßen, da unser Verein zwei Subs Marke Eigenbau im Materiallager stehen hatte und grausig schlechte Tops – ebenfalls Eigenbau mit Piezo-Hochtönern. Da in unserem Dorf jemand zwei sehr gute EV-Topteile hat, dachte ich mir, vielleicht könnte man bei den Subs ja etwas retten. Gesagt getan: Neuen Treiber eingebaut, Klinkenanschlüsse gegen SpeakOn getauscht, Frequenzweiche dazwischen (das war der magische Moment, wo die anderen Leute mal gesehen haben: "Hoppla, die können ja doch etwas!" – kein Wunder, wenn man den Subs auch nur die Frequenzen liefert, die sie spielen können... ;) ) Unterm Strich standen da also zwei Bässe aus dem Eigenbau und zwei gute Top-Teile von EV. Wie beides kombinieren? Erst einmal hab ich ein wenig nach Gehör versucht, wollte es dann aber genauer wissen und hab mir ein Messmikrofon besorgt. Werde in den nächsten Tagen mal mit Rauschen einmessen. Da in der Halle Bühnenelemente im Boden eingelassen sind, sind da deren Resonanzen vorprogrammiert. Das wird interessant, ob sich diese Nebengeräusche ein wenig dämpfen lassen. :) |