Hier geht es um genau einen Eingangskanal, also denkst du am Besten den ersten Satz: Die Gitarre muss auf zwei Bussen reduziert werden. Also greifst du zielsicher zu den zwei untereinanderliegenden Aux-Reglern im Gitarren-Kanal, also zu zwei Reglern in genau einer Spalte.
Du siehst: Das analoge Mischpult unterstützt dich im Matrix-Denken. Das digitale Pult hat diese Matrix nur in seinem Code hinterlegt. Um so wichtiger ist, dass du die Matrix in deinem Kopf hast.
Bei digitalen Mischpulten existieren keine separaten Regler mehr für jeden Mix (z.B. die Aux-Busse). Solche Pulte bieten unterschiedlichste Wege, um einen bestimmten Eingangskanal auf einen bestimmten Bus zu mixen. Meist gibt es mehrere Möglichkeiten, dies am (Touch-)Display zu erledigen. In manchen Situationen kann das hilfreich sein. Meist ist aber der Weg über die Fader schneller.
Während die Fader eines analogen Pultes ausschließlich für den Gesamtmix (Main oder Links/Rechts) zuständig sind, haben sie beim Digi-Pult viele Aufgaben. Hierüber werden alle Busse gemixt. Dies ist auch der Grund, warum sie stets als Motorfader, also selbstbewegte Fader, ausgeführt sind.
Ein ausgewachsenes Digitalpult hat bei jedem Fader eine Mix-Taste, und zwar sowohl bei den Fadern der Eingangskanäle, als auch bei denen für die Ausgänge (die Master-Regler für Links/Rechts oder die Aux-Busse). Entsprechend der oben genannten Kernsätze und der beiden genannten Praxis-Beispiele habe ich hier zwei Möglichkeiten:
Gaaanz wichtig: Nach jeder solchen Aktion, nach jeder und sofort, schalte ich die gewählte Mix-Taste wieder aus. Jedes Pult schaltet dann alle Fader wieder zurück auf den normalen Links/Rechts-Mix. Ich habe mir angewöhnt, den Finger auf der betätigten Mix-Taste zu lassen, bis die Änderungen durch meine zweite Hand vollzogen sind. Der Finger auf der Taste dient mir als Erinnerung, sofort wieder zurückzuschalten. Es kann sehr leicht einer Katastrophe gleichkommen, wenn man das vergisst und nach einer solchen Aktion beherzt das Gitarren-Solo hochregelt, weil man meint, im Links/Rechts-Mix zu sein, in Wirklichkeit aber noch immer den Monitor-Mix vorliegen hat!
Nicht jedes Digi-Pult bietet die Mix-Taste für die Eingangskanäle, bei manchen fehlt sie ganz. Zwei Beispiele:
Das abgespeckte, aber sehr gut durchdachte Qu32 von Allen&Heath hat Mix-Tasten für alle Busse, aber nicht für die Eingangs-Kanäle. Hier habe ich also für beide oben genannten Situationen nur einen Weg, nämlich den zweiten: Ich wähle den Mix und kann die Eingänge darauf mixen. Für das erste Beispiel (weniger Gitarre für Gitarrist und Sängerin) bedeutet das, dass ich zwei Mix-Tasten hintereinander abarbeiten muss, um bei jedem die Gitarre herunterzuregeln. Ist auch nicht viel langsamer, aber nicht ganz so intuitiv.
Das allseits beliebte Volksmischpult X32 von Behringer besitzt gar keine Mix-Tasten, dafür aber eine einzelne „Sends on Fader“-Taste. Mit ihr lassen sich die Select-Tasten an allen Kanälen in Mix-Tasten verwandeln. „Sends on Fader“ bedeutet, dass die Fader anzeigen, wie stark ein Eingang an einen Bus gesendet wird. Drücke ich am X32 die „Sends on Fader“-Taste und anschließend die Select-Taste der Gitarre, habe ich auf den Ausgangs-Fadern den Pegel für den jeweiligen Bus – also genau dasselbe, als sei die Select-Taste eine Mix-Taste. Genau so bewirkt die Select-Taste an einem Bus die entsprechende Fader-Anzeige auf den Eingangs-Kanälen. Bei diesem Verfahren hat man einen Tastendruck mehr, um ans Ziel zu kommen, und man ist gezwungen, die Select-Taste zu verstellen.
Auch bei diesen Pulten gilt: Den Mix sofort wieder zurückschalten! (durch Ausschalten der „Sends on Fader“-Taste)
↪ weiter mit Ein Beispiel-Mischpult Roland Kiefer am 24.01.2023 um 22:18 Uhr | Sehr schön erklärt. Die Funktion der Busse ist für Nicht Techniker immer wieder eine Challenge. Die Sicht von den Kanälen auf die Busse und die Sicht von den Bussen auf die Kanäle verwirrt die meisten dann noch zusätzlich. Herzlichen Dank für die Hilfestellungen. Lieben Gruss Roland |