Das Mischpult als Matrix

  • Mischpult als Matrix
  • Spalten = Eingangskanäle
  • Zeilen = Busse oder Mixe
  • Busse / Mixe werden aus dem Pult herausgeführt und dienen als Eingangssignale für die PA, Monitor-Boxen, Effektgeräte, ...
  • Bei digitalen Pulten werden viele Busse rein intern verarbeitet (z.B. interne Effekt-Prozessoren)
  • Die Matrix ist die zentrale Denkweise bei der Arbeit am Mischpult

Im vorigen Abschnitt Warum Mischpult? habe ich angedeutet, dass in einem Mischpult die vielen Eingangskanäle auf verschiedene Ausgangskanäle verteilt werden, genauer: auf verschiedene interne Signalwege (Busse oder Mixe genannt), von denen nur einige das Mischpult verlassen (Ausspielwege). Das Signal jedes Busses kann individuell aus den Eingangskanälen zusammengestellt werden. Und jeder Bus hat eine andere Aufgabe: So gibt es meist einen Master-Bus, eigentlich bestehend aus zwei Bussen (Links/Rechts), die zu den Frontlautsprechern geführt werden. Manchmal werden die Subwoofer von einem separaten Bus gespeist. Verschiedene Aux-Busse versorgen die einzelnen Monitor-Lautsprecher oder InEar-Systeme auf der Bühne (Monitorwege). Auf anderen Aux-Bussen werden die Eingangssignale für Effektgeräte (Hall, Delay, ...) zusammengemixt, die bei digitalen Pulten rein intern arbeiten.

Wichtig zu verstehen ist, dass aus vielen Eingangskanälen viele verschiedene Signale, verschiedene Busse erzeugt werden. Dieses Prinzip kann man direkt und sehr intuitiv vergleichen mit einer Tabelle mit Spalten (Eingangskanäle) und Zeilen (Busse). Besser noch ist das Modell einer mathematischen Matrix, die Zahlenwerte enthält, die ebenfalls in Spalten und Zeilen angeordnet sind, und die direkt den Pegelstellungen der einzelnen Regler am Mischpult entsprechen. Das analoge Mischpult mit seinen vielen bunten Knöpfchen und Schiebereglern stellt diese Matrix-Struktur schon rein optisch dar. In digitalen Pulten ist diese intuitive, mit den Händen (be-)greifbare Matrix weitgehend verlorengegangen (auch wenn das intere Prinzip noch genau dasselbe ist). Gerade für die praktische Arbeit am Digi-Pult ist es daher um so wichtger, sich diese Matrix-Struktur ins Hirn zu brennen!

Das Mischpult als mathematische Matrix
Das Mischpult als mathematische Matrix
Das Mischpult als Matrix-Flussdiagramm
Das Mischpult als Matrix-Flussdiagramm
Die Mischpult-Matrix mit Reglern und Fadern
Die Mischpult-Matrix mit Reglern und Fadern

Das Mischpult als mathematische Matrix
Das Mischpult als mathematische Matrix
Das Mischpult als Matrix-Flussdiagramm
Das Mischpult als Matrix-Flussdiagramm
Die Mischpult-Matrix mit Reglern und Fadern
Die Mischpult-Matrix mit Reglern und Fadern

Ich möchte hier niemanden mit Einzelheiten einer mathematischen Matrix langweilen oder überfordern. Ich möchte ein grundsätzliches Verständnis dafür vermitteln, wie das Pult arbeitet. Dies ist wichtig, um später schnell und intuitiv reagieren zu können, wenn der Gitarrist im Soundcheck sagt: „Bitte weniger Gitarre auf meinem Monitor!“ – was natürlich niemals vorkommen wird ;-)

Das Modell der Matrix

Wie oben schon gesagt: Eine Matrix ist eine rechteckige Anordnung von Zahlen. Jede Zahl steht dabei in einer bestimmten Spalte und Zeile. Die Spalten entsprechen den Eingangskanälen des Mischpults, die Zeilen entsprechen den Bussen. Die Funktion dieser Matrix lässt sich mit zwei Kernsätzen beschreiben:

  • Ein einzelner Eingangskanal kann auf jeden Bus in individueller Intensität gemixt (addiert) werden.
  • Ein einzelner Bus erhält das Signal jedes Eingangskanals in individueller Intensität.

Beide Sätze stehen gleichberechtigt nebeneinander, und beide Denkweisen werden am Mischpult praktisch umgesetzt. Zu jedem Kernsatz möchte ich ein Beispiel geben:

  • Erweitern wir das absurde Beispiel von oben: Der Gitarrist sagt: „Bitte weniger Gitarre auf meinem Monitor!“ Sofort ruft Silvie, die Sängerin: „Oh ja, bei mir auch!“
    Hier geht es um genau einen Eingangskanal, also denkst du am Besten den ersten Satz: Die Gitarre muss auf zwei Bussen reduziert werden. Also greifst du zielsicher zu den zwei untereinanderliegenden Aux-Reglern im Gitarren-Kanal, also zu zwei Reglern in genau einer Spalte.
  • Es könnte aber auch sein, dass Folgendes geschieht: Der Gitarrist sagt: „Bitte weniger Gitarre auf meinem Monitor! Und auch weniger Bass. Und Silvie höre ich gar nicht! Singt die überhaupt?“
    Hier denkst du besser anders herum, denn es geht um genau einen Monitorweg, also Bus, aber um gleich drei Eingangssignale. Jetzt greifst du ebenso zielsicher zu den entsprechenden Aux-Reglern in den drei Kanälen, die alle innerhalb einer Zeile liegen.

Beispiel 1:<br>Ein Instrument auf zwei Monitoren einstellen
Beispiel 1:
Ein Instrument auf zwei Monitoren einstellen
Beispiel 2:<br>Auf einem Monitor drei Instrumente einstellen
Beispiel 2:
Auf einem Monitor drei Instrumente einstellen

Du siehst: Das analoge Mischpult unterstützt dich im Matrix-Denken. Das digitale Pult hat diese Matrix nur in seinem Code hinterlegt. Um so wichtiger ist, dass du die Matrix in deinem Kopf hast.

Die Matrix beim Digi-Pult

Bei digitalen Mischpulten existieren keine separaten Regler mehr für jeden Mix (z.B. die Aux-Busse). Solche Pulte bieten unterschiedlichste Wege, um einen bestimmten Eingangskanal auf einen bestimmten Bus zu mixen. Meist gibt es mehrere Möglichkeiten, dies am (Touch-)Display zu erledigen. In manchen Situationen kann das hilfreich sein. Meist ist aber der Weg über die Fader schneller.

Während die Fader eines analogen Pultes ausschließlich für den Gesamtmix (Main oder Links/Rechts) zuständig sind, haben sie beim Digi-Pult viele Aufgaben. Hierüber werden alle Busse gemixt. Dies ist auch der Grund, warum sie stets als Motorfader, also selbstbewegte Fader, ausgeführt sind.

Ein ausgewachsenes Digitalpult hat bei jedem Fader eine Mix-Taste, und zwar sowohl bei den Fadern der Eingangskanäle, als auch bei denen für die Ausgänge (die Master-Regler für Links/Rechts oder die Aux-Busse). Entsprechend der oben genannten Kernsätze und der beiden genannten Praxis-Beispiele habe ich hier zwei Möglichkeiten:

  • Weniger Gitarre für Gitarrist und Sängerin:
    Ich aktiviere die Mix-Taste am Gitarren-Kanal. Damit sage ich dem Pult: Jetzt geht es nur um die Gitarre. Sofort verstellen sich die Motorfader der Ausgangsbusse (nicht der Eingangskanäle!) und repräsentieren die Intensitäten, mit denen die Gitarre gerade auf diese Ausgänge gemixt ist. Ich sehe also direkt, wie laut die Gitarre (und nur die Gitarre) auf den Monitor-Boxen ist. Jetzt kann ich bei den Monitoren für Gitarrist und Sängerin die Regler runterziehen, damit ihnen nicht mehr die Ohren wegfliegen.
  • Auf dem Gitarren-Monitor weniger Gitarre, weniger Bass und mehr Gesang:
    Ich aktiviere die Mix-Taste am Gitarren-Monitor, also dem Ausgangs-Regler, der diesen Monitor repräsentiert. Jetzt verstellen sich die Fader aller Eingangs-Kanäle (nicht der Ausgangsbusse!) und zeigen an, wie laut jeder einzelne Kanal auf dem ausgewählten Monitor (und nur dort) ist. Tja, und jetzt regel ich bei Gitarre und Bass die Fader herunter und bei der Sängerin hoch.

Gaaanz wichtig: Nach jeder solchen Aktion, nach jeder und sofort, schalte ich die gewählte Mix-Taste wieder aus. Jedes Pult schaltet dann alle Fader wieder zurück auf den normalen Links/Rechts-Mix. Ich habe mir angewöhnt, den Finger auf der betätigten Mix-Taste zu lassen, bis die Änderungen durch meine zweite Hand vollzogen sind. Der Finger auf der Taste dient mir als Erinnerung, sofort wieder zurückzuschalten. Es kann sehr leicht einer Katastrophe gleichkommen, wenn man das vergisst und nach einer solchen Aktion beherzt das Gitarren-Solo hochregelt, weil man meint, im Links/Rechts-Mix zu sein, in Wirklichkeit aber noch immer den Monitor-Mix vorliegen hat!

Einfache Digi-Pulte

Nicht jedes Digi-Pult bietet die Mix-Taste für die Eingangskanäle, bei manchen fehlt sie ganz. Zwei Beispiele:

Das abgespeckte, aber sehr gut durchdachte Qu32 von Allen&Heath hat Mix-Tasten für alle Busse, aber nicht für die Eingangs-Kanäle. Hier habe ich also für beide oben genannten Situationen nur einen Weg, nämlich den zweiten: Ich wähle den Mix und kann die Eingänge darauf mixen. Für das erste Beispiel (weniger Gitarre für Gitarrist und Sängerin) bedeutet das, dass ich zwei Mix-Tasten hintereinander abarbeiten muss, um bei jedem die Gitarre herunterzuregeln. Ist auch nicht viel langsamer, aber nicht ganz so intuitiv.

Die Mix-Buttons beim Qu32
Die Mix-Buttons (rechts im Bild) beim Qu32 für vier Mono- und drei Stereo-Mixe, vier Effekt-Busse und vier Subgruppen
Sends on Fader beim X32
Der „Sends on Fader“-Knopf (ganz oben rechts) beim X32 ist in die Reihe der Select-Knöpfe eingereiht, da er diese zu Mix-Buttons umwandelt

Das allseits beliebte Volksmischpult X32 von Behringer besitzt gar keine Mix-Tasten, dafür aber eine einzelne „Sends on Fader“-Taste. Mit ihr lassen sich die Select-Tasten an allen Kanälen in Mix-Tasten verwandeln. „Sends on Fader“ bedeutet, dass die Fader anzeigen, wie stark ein Eingang an einen Bus gesendet wird. Drücke ich am X32 die „Sends on Fader“-Taste und anschließend die Select-Taste der Gitarre, habe ich auf den Ausgangs-Fadern den Pegel für den jeweiligen Bus – also genau dasselbe, als sei die Select-Taste eine Mix-Taste. Genau so bewirkt die Select-Taste an einem Bus die entsprechende Fader-Anzeige auf den Eingangs-Kanälen. Bei diesem Verfahren hat man einen Tastendruck mehr, um ans Ziel zu kommen, und man ist gezwungen, die Select-Taste zu verstellen.

Auch bei diesen Pulten gilt: Den Mix sofort wieder zurückschalten! (durch Ausschalten der „Sends on Fader“-Taste)

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Das Mischpult als mathematische Matrix
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Das Mischpult als Matrix-Flussdiagramm
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Die Mischpult-Matrix mit Reglern und Fadern
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Beispiel 1:
Ein Instrument auf zwei Monitoren einstellen
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Beispiel 2:
Auf einem Monitor drei Instrumente einstellen
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Die Mix-Buttons (rechts im Bild) beim Qu32 für vier Mono- und drei Stereo-Mixe, vier Effekt-Busse und vier Subgruppen
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Der „Sends on Fader“-Knopf (ganz oben rechts) beim X32 ist in die Reihe der Select-Knöpfe eingereiht, da er diese zu Mix-Buttons umwandelt
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